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Holzbiene und Taubenschwänzchen


Spezies

Seit auch in unseren Breitengraden sommerliche Höchsttemperaturen von 35 bis 40 Grad keine Ausnahme mehr sind, finden sich in unseren Gärten immer häufiger fremdartig aussehende Insekten, so auch das Taubenschwänzchen und die Blaue Holzbiene.

In unsern Breitengraden

Wer gerne Zeit im Garten und in der Natur verbringt, hat die beiden außergewöhnlichen Insekten vielleicht schon mal bei ihrem Schwirrflug gesehen: die Blaue Holzbiene und das Taubenschwänzchen. Die imposanten Insekten sind eigentlich in wärmeren Breitengraden beheimatet, aber durch den stetigen Temperaturanstieg in den letzten Jahren haben sich die beiden Exoten auch bei uns in Deutschland niedergelassen.

Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum)

War das etwa ein Kolibri an meiner Geranie? Nein, das kleine hektische Tierchen in Ihrem Garten ist keineswegs ein aus dem Zoo ausgebrochener Vogel, sondern ein Schmetterling – genauer gesagt, ein Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum). Den Namen hat es wegen seines hübschen, weißgefleckten Hinterteils, das einem Vogelschwanz ähnelt. Andere geläufige Namen sind Karpfenschwanz oder auch Kolibri-Schwärmer.

Verwechslung Gefahr

Die Verwechslung mit einem Kolibri kommt nicht von ungefähr: Allein die Flügelspannweite von bis zu 4,5 Zentimeter lässt erst einmal nicht an ein Insekt denken. Dazu kommt der auffällige Schwirrflug – das Taubenschwänzchen kann sowohl vorwärts als auch rückwärts fliegen und scheint beim Nektartrinken regelrecht in der Luft zu stehen (Video).

Auf den ersten Blick sieht es aus, als hätte es Federn am Hinterleib – es handelt sich jedoch um verlängerte Schuppen, die ihm beim schnellen Navigieren helfen. Auch der lange Rüssel kann bei flüchtigem Hinsehen leicht für einen Schnabel gehalten werden.

Lebensraum und Besonderheiten

Das Taubenschwänzchen ist ein Wanderfalter und kommt meistens im Mai/Juli aus Südeuropa über die Alpen nach Deutschland. Bis vor ein paar Jahren war normalerweise in Süddeutschland Endstation. In den extrem heißen Sommern 2003 und 2006 stieß das Taubenschwänzchen jedoch ungewöhnlich weit in den Norden Deutschlands vor.

Es fliegt am Tag, was für einen Nachtfalter ziemlich untypisch ist. Von allen tagaktiven Insekten, die Blüten besuchen, besitzt es den längsten Rüssel – bis zu 28 Millimeter wurden schon gemessen! Mit diesem kann es auch aus Blüten trinken, die für andere Insekten zu tief sind.Die Geschwindigkeit, die es dabei an den Tag legt, ist Schwindel erregend: In nur fünf Minuten kann es mehr als 100 Blüten besuchen! Kein Wunder, dass es einen riesigen Energiebedarf hat und somit nicht allzu wählerisch sein darf – man kann es vor allem an Sommerflieder, Storchschnabel, Petunie und Phlox, aber auch an Flockenblume, Natternkopf, Winde und Seifenkraut beobachten. Die im Mai und Juli zugewanderten Tiere legen ihre Eier bevorzugt an Labkraut und Sternmiere ab. Die grünen Raupen verfärben sich kurz vor der Verpuppung. Die Falter, die im September und Oktober fliegen, sind die Abkömmlinge der zugewanderten Generation. Meistens überleben sie die Winterkälte nicht, es sei denn, es handelt sich um ein besonders mildes Jahr oder die Puppen befinden sich zufällig an einem geschützten Ort. Die Taubenschwänzchen, die man im folgenden Sommer umherschwirren sieht, sind also wieder Migranten aus Südeuropa.

Blaue Holzbiene (Xylocopa violacea)

Ein anderes Insekt, das Wärme liebt und sich seit Sommer 2003 vor allem in Süddeutschland stark vermehrt hat, ist die Blaue Holzbiene. Im Gegensatz zur Honigbiene, die Staaten bildet, lebt die Holzbiene allein.

Sie ist die größte heimische Wildbienenart, wird aber meistens wegen ihrer Größe (bis zu drei Zentimeter) für eine Hummel gehalten. Viele Menschen brechen beim Anblick eines unbekannten, laut brummenden, schwarzen Insektes in Panik aus, aber keine Angst: Die Holzbiene ist nicht aggressiv und sticht nur, wenn sie bis aufs Äußerste bedrängt wird.

Aussehen

Besonders auffällig sind die blauschimmernden Flügel, die der Biene in Verbindung mit dem metallisch-schwarz glänzendem Panzer ein fast roboterartiges Aussehen geben. Andere Xylocopa-Arten, die vor allem in Südeuropa vorkommen, weisen auf Brust und am Hinterleib gelbe Haare auf. Die Holzbiene hat ihren Namen von ihrer Angewohnheit, kleine Höhlen in morsches Holz zu bohren, in der sie ihre Brut aufzieht. Ihre Kauwerkzeuge sind so kräftig, dass sie dabei richtiges Sägemehl produziert (Fotos).

Futtersuche

Da die Holzbiene zu den langzüngigen Bienen gehört, findet man sie vor allem an Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütlern. Bei der Futtersuche wendet sie einen speziellen Kniff an: Wenn sie trotz ihrer langen Zunge nicht an den Nektar einer besonders tiefen Blüte gelangt, nagt sie einfach ein Loch in die Blütenwand. Dabei kann es sein, dass sie nicht unbedingt mit den Pollen in Berührung kommt – sie nimmt sich also den Nektar, ohne die übliche "Gegenleistung" zu erbringen, nämlich die Bestäubung der Blüte.

Winter Quartier

Die heimischen Holzbienen verbringen den Winter in einem geeigneten Unterschlupf, den sie in den ersten warmen Tage verlassen. Da sie sehr standorttreu sind, bleiben sie meistens an dem Platz, an dem sie selbst geschlüpft sind. Wenn möglich, bauen sie sogar ihre Höhle in demselben Holz, in dem sie geboren sind. Da Totholz in unseren aufgeräumten Gärten, Feldern oder Wäldern leider allzu oft gleich als "Abfall" weggeräumt oder verbrannt wird, verliert die Holzbiene zunehmend ihren Lebensraum. Wenn Sie ihr und anderen Insekten ein Zuhause geben wollen, lassen Sie am besten die Stämme abgestorbener Bäume stehen. Eine Alternative ist ein Insektenhotel, das Sie an einer versteckten Stelle im Garten aufstellen können.


Quelle: Mein schöner Garten

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